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Heroin

Heroin, chemisch Diacetylmorphin oder Diamorphin (DAM), ist ein halbsynthetisches, stark analgetisches und euphorisierendes Opioid.

Heroin besitzt ein sehr hohes Abhängigkeitspotential und hat in der Öffentlichkeit zumeist einen sehr schlechten Ruf, ist andererseits jedoch integraler Bestandteil der Popkultur.

Name[]

1896 ließ sich Bayer die Substanz unter dem Markennamen Heroin schützen. Warum dieser Name gewählt wurde ist heute unbekannt. Es wird oft spekuliert, dass es auf das griechische Heros (griechisch ἥρως hḗrōs „der Held“) bzw. Heroine (griechisch ἡρωίς hērōís „die Heldin“) anspielt und vielleicht auf die heldenhaften Soldaten verweist, welche Heroin als Schmerzmittel erhalten sollten. Heroin hat sich heute als offizielle Bezeichnung in allen Bereichen durchgesetzt.

Die chemische Bezeichnung Diamorphin (DAM) wird heute manchmal gewählt, um das medizinisch-verwendete, chemisch reine Diamorphin vom verunreinigten Straßen-Heroin abzugrenzen.

Heroin hat eine Vielzahl von Szene-Namen. Oft wird es zu H abkürzt, meist englisch Aitch ausgesprochen oder auch geschrieben wie das ähnlich klingende "Age" (Englisch für Alter, wohl auch eine Anspielung an Verfallserscheinungen). Weitere Namen sind: Shore, Hero (englisch für Held), Braunes Him, Brown Sugar, Bicentenniel Gold, Big Boy, Lachpulver.

Heroin wird manchmal als generische Bezeichnung für Opioide-Drogen verwendet, wie bei der Bezeichnung Hillbilly-Heroin für Oxycodon.

Gebrauch[]

Darreichungsform[]

Heroin asian

Heroin in Pulverform

Heroin black tar

"Black Tar" - Heroin-Acetat

Straßenheroin schwankt stark in der Qualität, da es oft auf dem Vertriebsweg gestreckt wird. Es ist meist braun bis weiß, bröcklig bis pulverförmig. Viele schädliche Wirkungen des Heroin-Konsums gehen auf Streckmittel und unsachgemäßen Gebrauch zurück und würden bei einem medizinischen Gebrauch des Reinstoffes nicht auftreten.

Applikationswege[]

Heroin wird meist geraucht. Selten wird auch das Folierauchen ("Blowen") praktiziert, bei dem Heroin auf Alufolie erhitzt und die Dämpfe inhaliert werden.

Heroin kann aber auch geschnupft werden.

Injektion[]

In der Öffentlichkeit ist vor allem der intravenöse Konsum durch spritzen bekannt. Dieser wird von einigen Drogenkonsumenten wegen seines schnellen Wirkeintritts bevorzugt.

Hierfür muss das bröcklige oder pulverförmige Heroin zunächst in Wasser gelöst werden. Um die Lösung zu erleichtern wird das Wasser hierbei erhitzt (oft mit einem Löffel über einem Feuerzeug) und angesäuert (häufig mit Vitamin C oder Zitronensaft). Danach wird die Lösung über einen Filter (oft Zigarettenfilter) in die Spritze aufgezogen um grobe Verunreinigungen zu beseitigen.

Beim intravenösen Konsum wird der Arm bzw. ein anderer Körperteil abgebunden um Venen stärker hervor treten zu lassen. Üblicherweise werden leicht erreichbare Venen an Armen, Händen, in den Leisten, an Beinen, Füßen, am Hals, am Zungengrund, an den Brüsten oder am Penis mit der Injektionsspritze punktiert. Durch die häufige Benutzung sowie durch Fremdsubstanzen im Heroin kann es zum veröden der betroffenen Venen kommen.

Um zu überprüfen ob die Vene auch richtig getroffen wurde, wird die Spritze weiter aufgezogen, wobei Blut im Kolben sichtbar werden sollte. Nach bzw. während der Injektion wird der Kolben manchmal erneut aufgezogen um mit den Blut auch noch letzte Reste von Heroin in der Spritze aufzuschwemmen.

Subkutaner und intramuskulärer Heroin-Konsum sind möglich. Sie kommen etwa unabsichtlich vor, wenn ein Heroin-Konsument die Vene nicht trifft, oder beabsichtigt, wenn keine geeignete Vene mehr zu finden ist. Subkutaner Konsum ist oft sehr Schmerzhaft und kann zu Abszessen (umkapselte Eiteransammlungen) führen.

Spritzen sollten keinesfalls geteilt oder wiederverwendet werden, um Infektionen zu vermeiden. Beim teilen von Spritzen besteht insbesondere das Risiko Krankheiten wie HIV und Hepatitis zu übertragen, von denen der Träger nicht unbedingt weiß.

Dosierung[]

Das Problem bei der Dosierung von Straßendrogen wie Heroin liegt darin, das die Ausgangssubstanz von Zwischenhändlern oft gestreckt wird um den Profit zu vergrößern. Letztendlich ist der Wirkstoffgehalt also unbekannt.

Eine Dosis von 1 bis 5 mg Heroin löst in der Regel einen Rausch aus, Straßenheroin kann aber auf 1/100 gestreckt worden sein. Es kann sich aber durch Gewöhnung eine Toleranz entwickeln, wodurch die Wirkdosis deutlich erhöht wird.

Wirkung[]

In niedrigen Dosierungen wirkt Heroin gegen Unlustgefühle, Hunger und Müdigkeit. In hohen Dosierung hat es eine schlaffördernde Wirkung.

Die Hauptwirkung liegt in einer starken Euphorie, verbunden mit einem Wärmegefühl und der Reduzierung von Außenreizen.

Herz- und Atem-Frequenz werden reduziert. Die Pupillen sind verkleinert.

Wirkungszeit[]

Die Wirkzeit hängt stark von der Konsumform ab. Der schnelle Wirkeintritt bei intravenösen Konsum wird Flash genannt. Die maximale Konzentration im Blut hält danach 1 bis 2 Stunden an und die Wirkung 3 bis 5 Stunden. Beim nicht-intravenösem Konsum dürfte sich diese Zeitspannen verlängern.

Heroin wird in der Leber abgebaut und innerhalb von 24 Stunden ausgeschieden.

Anwendung[]

Heroin wird oft als Mittel zum "Abschalten" verwendet (Downer).

Downer werden auch oft benutzt um die negativen Wirkungen von Uppern zu kompensieren (Mischkonsum). Speedball ist die Bezeichnung für eine Mischung aus Heroin oder anderen Morphinen und Kokain. Es wird auch verwendet um einen Horrortrip von LSD oder Psilocybinhaltige Pilzen abzubrechen.

Risiken[]

Heroin belastet das Atemzentrum und kann bei Überdosierung zum Atemstillstand führen. Auch ein Herzstillstand ist möglich. Sollte Atmung und Herzschlag stark reduziert sein, sollte ein Notarzt hinzugezogen werden.

Durch verminderte Atmung kann der CO2-Gehalt im Blut zunehmen, was zur Auflösung von Muskeln und Niereninsuffizienz führt.

Ein großes Risiko bei Straßendrogen wie Heroin ist, dass die verwendeten Streckmittel sehr viel gesundheitsgefährdender sein können, als das eigentliche Heroin selbst. Ihre Zusammensetzung ist meist völlig unklar, und schon die Sterilitätsbedingungen bei der illegalen Produktion sind äußerst prekär. Das in Deutschland zirkulierende Heroin hat laut Angaben der Polizei im Normalfall eine Heroinanteil von unter 10%

Bei der intravenösen Applikation von Heroin besteht grundsätzlich das Risiko der Abszess-Bildung, außerdem können Nerven verletzt werden.

Abhängigkeit[]

Heroin hat unabhängig von der Konsumform ein hohes körperliches sowie psychisches Abhängigkeitspotential. Bei fortgesetzter Einnahme entwickelt sich eine körperliche Abhängigkeit nach ca. drei Monaten[1]. Interessanterweise gibt es auf körperlicher Ebene nicht nur ein "Suchtgedächtnis", sondern auch ein "Entzugsgedächtnis". Dieses äußert sich darin, dass das Ausmaß der Entzugserscheinungen im Laufe eines Abhängigenlebens mit jedem durchgeführten Entzug immer gravierender wird.

Heroinabhängige entwickeln oft Depressionen, was bis hin zum Suizid führen kann, der im Falle einer gezielten Überdosierung von Heroin als Goldener Schuss bezeichnet wird. Die Libido ist meist stark reduziert, oft kommt es zur Vernachlässigung der Körperhygiene bei den Abhängigen, denn dauerhafte Heroinkonsumenten stumpfen ab und ziehen sich meist von der Gesellschaft zurück in Kreise der Subkultur, in denen ausschließlich Junkies verkehren.

Praktisch alle negativen körperlichen Auswirkungen des illegalen Heroinkonsums sind in Wirklichkeit auf die diversen zugesetzten Streckmittel zurückzuführen (so etwa Hirn- und Nervenschäden) oder auf unangemessenes Hygieneverhalten der Abhängigen (etwa Zahnschäden und Hautausschläge). Bei Frauen kann es zum Aussetzen der Menstruation kommen. Das Immunsystem ist geschwächt, was Krankheiten begünstigt.

Die Entzugserscheinungen von Heroin wurden früher als Cold Turkey bezeichnet, heutzutage ist jedoch die Bezeichnung "Affe" üblich. Sie sind geprägt von Blutdruckabfällen, verlangsamten Herzschlag, Schlafstörungen, Depressionen, ständiger Müdigkeit, Appetitlosigkeit mit daraus resultierendem Gewichtsverlust, Verstopfung, Impotenz, Frösteln, Zittern, Haarausfall und unsicherem Gang. Zusätzlich kann es zu Muskel- und Gelenkschmerzen und vermehrter Schleimbildung in der Nase kommen. Insgesamt wird der Entzug meist als unerträglich empfunden, insbesondere seine psychischen Aspekte.

Die geschilderten, extrem aversiven Symptome gelten für einen kalten Entzug. Eine professionelle Entgiftung im Krankenhaus wird mit einem sogenannten "warmen" Entzug durchgeführt, bei dem der Patient mit einem Opioid großer Halbwertzeit (zumeist Polamidon bzw Methadon) in wenigen Tagen ausgeschlichen wird. Dadurch minimieren sich die Symptome, dennoch bleibt der Entzug unangenehm und wird entsprechend häufig von den Süchtigen selbst abgebrochen.

Infektionen[]

Beim Spritzen besteht die Gefahr das Krankheitserreger in den Körper eindringen, deshalb sollten immer frische Spritzen und Kanülen verwendet werden.

Auch beim Schnupfen durch Röhrchen können Krankheiten übertragen werden, wenn ein Schnupfröhrchen geteilt wird.

Mischkonsum[]

Kombinationsliste[]

Herstellung[]

Heroin wird durch die Acetylierung von Morphin gewonnen. Morphin ist einer der bekanntesten Wirkstoffe von Opium, welches aus dem Saft des Schlafmohns gewonnen wird.

Eine wichtige Chemikalie zur Umwandlung von Morphin zu Heroin ist Essigsäureanhydrid, dessen Beschaffung deshalb in vielen Ländern kontrolliert wird, etwa im Deutschen Grundstoffüberwachungsgesetz.

Geschichte[]

Opium wurde seit der Antike als Droge verwendet und war bis anfang des 20. Jahrhunderts ein gängiges Arzneimittel. Heroin wurde erstmals 1874 aus Morphin hergestellt, wobei sich herausstellte, dass es eine deutlich stärkere schmerzstillende Wirkung hatte. 1879 begann die Massenproduktion und Heroin wurde als Hausmittelchen vermarktet. Lange Zeit galt Heroin als "nicht süchtig machendes" Mittel für Morphinabhängige.

Die Geschichte des Konsums von betäubenden, natürlichen Opiaten reicht bis ungefähr 3000 v. Chr. in das alte Ägypten zurück und führt bis in die Neuzeit zu den Opiumhöhlen von China. Auf die schmerzstillende, beruhigende, manchmal aber auch anregende Wirkung von natürlichen Opioiden wurden Pharmazeuten und Chemiker bereits Anfang/Mitte des 19. Jahrhunderts aufmerksam und versuchten, ein synthetisches Äquivalent zu dem Naturstoffextrakt Opium zu finden und ein Heilmittel zu entwickeln, das schnell herzustellen war und entsprechend auch vermarktet werden konnte.

Heroin wurde in einer massiven Werbekampagne in zwölf Sprachen als ein oral einzunehmendes Schmerz- und Hustenmittel vermarktet. Es fand auch Anwendung bei etwa 40 weiteren Indikationen, wie Bluthochdruck, Lungenerkrankungen, Herzerkrankungen, zur Geburts- und Narkoseeinleitung, als „nicht süchtig machendes Medikament“ gegen die Entzugssymptome des Morphins und Opiums. Das „heldenhafte“ Mittel Heroin sollte also alle Vorteile von Morphin, aber keine Nachteile haben. Als Nebenwirkungen wurden lediglich Verstopfung und leichte Sexuelle lustlosigkeit beschrieben, weshalb das Opioid von der Ärzteschaft sowie von den Patienten zunächst überaus positiv aufgenommen wurde. Bereits 1904 wurde aber erkannt, dass Heroin, genau wie Morphin und sogar noch stärker als dieses, zur schnellen Gewöhnung und Abhängigkeit führt.

Im 20. Jahrhundert wurde es dann weitestgehend kriminalisiert.

Ein großer kommerzieller Erfolg wurde der Erfahrungsbericht "Wir Kinder vom Bahnhof Zoo", der im Milieu der Westberliner Kinder-Junkies der 1970er Jahre angesiedelt ist. Das Buch diente auch lange als Standardlektüre in Schulen, obwohl Kritiker dem Buch auch immer wieder vorwarfen, dass es den Drogenkonsum eher glorifiziere, zumindest seine ästhetischen Aspekte zu positiv darstelle. In der Verfilmung gibt "David Bowie" einen Gastauftritt, der eine wichtige Rolle im Leben der Protagonistin Christiane Felscherinow spielte.

Auf Youtube kann man in der Serie "Shore, Stein, Papier" die durchaus amüsanten Erfahrungsberichte des Hannoveraners "$icK" verfolgen, der jahrelang an einer schweren Heroin- und Kokainabhängigkeit laborierte.

Quelle[]

  1. Freye: Opioide in der Medizin. ISBN 3540408126 S. 398
  • Bernhard van Treeck: Drogen S.303ff
  • Freye: Opioide in der Medizin, S. 363, ISBN97835408879668

Weblinks[]

Verwandte Drogen[]

Morphinan Morphinan-Derivate (Morphinane)
Desomorphin Morphin Codein Dihydrocodein Thebain Heroin
Desomorphin Morphin Codein Dihydrocodein Thebain Heroin
Oxycodon Oxymorphon Naloxon Nalbuphin Etorphin Dextromethorphan
Oxycodon Oxymorphon Naloxon Nalbuphin Etorphin Dextromethorphan
Hydromorphon
Hydromorphon
Opioide (Kategorie)
Wechselwirkung Vertreter Häufige Wirkstoffgruppe
Opioid-Agonist 2-MF, 3-MF, Allylprodin, Alphaprodin, Anileridin, Buprenorphin Carfentanyl, Deltorphin (Phyllomedusa bicolor), Deltorphin I, Deltorphin II, Dermorphin, Dextropropoxyphen, Fentanyl, Levacetylmethadol, Levomethadon, Meptazinol, Methadon, Mitragynin(Kratom), MPPP, Myrrhe, O-Desmethyltramadol (Krypton), Pentazocin, Pethidin, Piritramid, Prodin, PZM21, Remifentanil, Sufentanil, Tapentadol, Tilidin, Tramadol, W-18, U-47700, Cychlorphin Analgetika
Euphorika
Addiktiva
Morphinane
Desomorphin(Krokodil), Dihydrocodein, Heroin, Hydrocodon, Hydromorphon, Levallorphan, Levorphanol, Oxycodon
Opiate
Codein(Purple drank), Morphin, Thebain, Narcein
Schlafmohn-Zubereitungen: Blaumohn-Plörre(Mohnsaat), Opium, Opium-Tinktur, Opiumessig, Polnische Suppe
Endorphine
α-Endorphin, β-Endorphin, γ-Endorphin, σ-Endorphin

Enkephaline: Met-Enkephalin, Leu-Enkephalin
Dynorphine: Dynorphin A, Dynorphin B, α-Neoendorphin, β-Neoendorphin, Big Dynorphin

Exorphine
Casomorphine, Gliadorphine, Rubiscoline, Sojamorphine
Κ-Opioid-Agonist‎ Salvinorin A(Salvia divinorum) Dissoziativa
Opioid-Antagonist Naloxon, Naltrexon Antidot für Opioid-Agonisten
Mischkonsum mit
Cannabinoiden, Delirantia, Dissoziativa, GABAnergika, Uppern

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