Kokain (auch Cocain, Benzoylecgoninmethylester) ist ein Stimulans, welches aus dem Coca-Strauch gewonnen wird. Es gehört chemisch zu den Tropan-Alkaloiden.
Inhaltsverzeichnis
Gebrauch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Darreichungsform[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Der Konsum von Kokain, genauer gesagt Kokain-Hydrochlorid, als weißes Pulver durch Schnupfen, ist am bekanntesten. Alternativ lässt sich auch das Zahnfleisch mit Kokain einreiben. Kokain kann auch geraucht oder intravenös gespritzt werden.
Kokain kann in Ammoniak gelöst und auf einer Alufolie verdampft werden, wodurch die Kokainbase frei wird und inhaliert werden kann (Freebase). Hierdurch setzt die Wirkung schneller ein, aber auch das Abhängigkeitspotential ist größer. Kokain mit Natriumhydrogencarbonat (Natron, Backpulver) verbacken ergibt Crack. Beim Rauchen von Crack tritt dann ebenfalls die Kokain-Base aus.
In den Ursprungsländern ist auch das einfache Kauen von Coca-Blättern verbreitet.
Dosis[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Die Menge des Wirkstoffes die vom Körper aufgenommen wird, hängt vom Applikationsweg ab. Bei oraler Aufnahme wird deutlich weniger Kokain aufgenommen als bei Schnupfen oder Injektionen.
Wirkung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Kokain wirkt stark antriebssteigernd. Selbstwertgefühl, Kontaktfähigkeit und Libido steigen. Denkabläufe erscheinen unter Kokain beschleunigt. Hunger- , Durst- und Müdigkeitsgefühl werden gesenkt.
Es können akustische Halluzinationen auftreten, seltener auch optische. Bei stärkeren Halluzinationen kann als Gegenmittel Physostigmin gegeben werden.
Anfangs werden Ängste gelöst, selbiges kann aber auch in starke Angstgefühle und Paranoia umschlagen.
Auf körperliche Ebene steigen Herzfrequenz, Blutdruck und Atemfrequenz an. Es kann zu einem unbemerkten Anstieg der Körpertemperatur kommen. Die Pupillen sind erweitert und die Augäpfel können hervortreten. Bei höheren Dosierungen treten Krampfanfälle, Koordinationsstörungen und Herzrasen auf.
Nach einem Kokainrausch kann es zu einer depressiven Phase kommen (Schwarzes Loch).
Wirkungszeitraum[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Die Wirkungsdauer ist stark von der Konsumform abhängig.
Bei Kokain-Hydrochlorid ("Kokain") erfolgt der Wirkungseintritt nach 2-3 Minuten und dauert zwischen 30 Minuten und 2 Stunden. Bei den Anwendungen der Kokain-Base (Crack, Freebase) setzt die Wirkung deutlich schneller (innerhalb weniger Sekunden) ein und hält zwischen 5 und 20 Minuten an.
Pharmakinetik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Kokain wirkt als Dopamin/Noradrenalin/Serotonin-Wiederaufnahmehemmer.
Kokain wird in der Leber abgebaut und durch die Nieren ausgeschieden. Ein kleiner Teil wird über den Harn ausgeschieden.
Risiken[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Kokain kann zur Überhitzung führen und belastet den Kreislauf mit steigender Dosierung. Bei hoher Dosierung, aber auch bei vorbelasteten Menschen kann es zum Herztod kommen.
Insbesondere bei mit Depressionen und Suizidgedanken vorbelasteten Personen kann das Schwarze Loch nach einem Kokainrausch unangenehm sein und Suizidversuche und Klinik-Einweisungen begünstigen.
Der Körper kann mit der Zeit abbauen, was etwa auf eine unzureichende Ernährung im Zusammenhang mit dem reduzierten Hungergefühl verbunden wird. Es können Durchblutungsstörungen auftreten, welche Infarkte begünstigen. Die Krampfschwelle sinkt. Die Leber wird durch Kokain geschädigt.
In der Schwangerschaft führt Kokainkonsum zu Missbildungen am ungeborenen Kind bis hin zu Totgeburten.
Ego-Faktor[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Bei längerem Konsum werden negative Verhaltensänderungen beobachtet. Es treten Stimmungsschwankungen auf, die Konsumenten sind oft unruhig, gereizt, aggressiv, verlieren ihre Fähigkeit zur Empathie, verhalten sich egozentrisch und sind rücksichtslos. Kokain wird deshalb oft als Ego-Droge bezeichnet. Es können sich wahnhafte Gedankensysteme entwickeln.
Infektionsgefahr[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
An Schnupfröhrchen und dazu umfunktionierten Geldscheinen können Krankheitserreger haften die über die Nase in den Körper gelangen. Dies wird auch dadurch begünstigt, das Kokain die Nasenschleimhäute angreift.
Schwere Krankheiten, die so übertragen werden können sind etwa Hepatitis B und Hepatitis C.
Schnupfröhrchen sollten deshalb auf keinen Fall geteilt werden.
Abhängigkeit[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Durch Kokainkonsum kann sich eine schwache körperliche Abhängigkeit entwickeln. Das psychische Abhängigkeitspotential wird allerdings als sehr hoch bewertet, u.a. weil Kokain direkt auf den Stoffwechsel von "Glückshormonen" wie Dopamin und Serotonin wirkt, was gemäß der Lerntheorie zu Süchten führt. Dies betrifft insbesondere die Anwendung als Freebase und Crack, da durch den schnellen Wirkeintritt die Assoziation stärker ist.
MAO-Hemmer[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Kokain darf nicht mit MAO-Hemmern konsumiert werden. Es sollten etwa 2 Wochen zwischen dem letzten MAO-Hemmer Konsum und der Einnahme von Kokain liegen.
Nachweisbarkeit[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Kokainkonsum kann zum Teil noch Wochen später durch Haaruntersuchungen nachgewiesen werden.
Medizinische Anwendung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Kokain wird als Lokalanästhetikum genutzt
Rechtsstatus[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Kokain fällt unter Anlage III des Betäubungsmittelgesetz.
Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Die Blätter des Coca-Strauches wurden schon seit prähistorischer Zeit von den südamerikanischen Ureinwohnern gekaut. Bei den Inkas war Koka eine heilige Pflanze, welche von Priestern und Schamanen konsumiert wurde.
Quelle[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
- Bernhard van Treeck: Drogen S.314ff
Verwandte Drogen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Tropan-Derivate (Tropane) | |||||
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Hyoscyamin(Atropin) | Scopolamin | Cocain | RTI-121 | ||
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Apoatropin | Belladonnin |
Dopaminergika | |||||||||||||||||||
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Wechselwirkung | Vertreter | Häufige Wirkstoffgruppe | |||||||||||||||||
Dopamin-Agonisten | Apomorphin(Blauer Lotus), LSD | ||||||||||||||||||
D4-Agonisten | Flibanserin | ||||||||||||||||||
Dopamin-Ausschütter (DRA) |
Amphetamin, MDA, MDE, MDMA, Methamphetamin, Methylon | euphorische Stimulanzien Addiktiva | |||||||||||||||||
Dopamin-Wiederaufnahmehemmer (DRI) | 4-FA | ||||||||||||||||||
Noradrenalin-Dopamin-Wiederaufnahmehemmer (NDRI) | MDPV, Bupropion | Antidepressiva | |||||||||||||||||
Serotonin-Noradrenalin-Dopamin-Wiederaufnahmehemmer | Cocain(Crack) | ||||||||||||||||||
MAO-Hemmer (MAOI) (Kategorie) |
Moclobemid, Myristicin (Muskatnuss), Tranylcypromin, Yohimbin (Yohimbe) | Antidepressiva, Wirkungsverstärker für andere Drogen | |||||||||||||||||
Beta-Carboline & Harman-Alkaloide (Banisteriopsis caapi (Ayahuasca), Steppenraute. Vestia foetida) | |||||||||||||||||||
Harmin, Harman, Harmol, Harman-3-carbonsäure, Harmalin, Harmalol, 10-Methoxyharman, 10-Methoxyharmalin, 1,2,3,4-Tetrahydroharmin |